28.05.2020: Tagesimpuls zur Pfingstnovene

28.05.2020

„Wir sind bereit zu vergeben, aber wie können wir mitten im Krieg an eine Versöhnung mit dem Aggressor denken, der seine Taten nicht einstellt? Das ist einfach unmöglich.“ So äußert sich Groß-erzbischof Schewtschuk, als er nach dem Stand des russisch-ukrainischen Friedensprozesses gefragt wird. Der Wille zur Versöhnung stößt leider an Grenzen. Wenn wir uns mit jemandem, der uns immer wieder beleidigt und verletzt, versöhnten, würden wir uns gewissermaßen mit seinem Verhalten abfinden. Wir können jedes Mal aufs Neue vergeben, aber Versöh-nung wird erst möglich sein, wenn der andere um-kehrt und sein zerstörerisches Verhalten ändert. Wir können uns danach sehnen und danach streben, mit allen Menschen in Frieden zu leben, aber nicht um den Preis, dafür Wahrheit und Gerechtigkeit opfern zu müssen. Die eigene Bereitschaft, anderen zu ver-geben, ist ein wichtiger, ja unabdingbarer Schritt auf einem vielleicht langen Weg zur Beilegung eines Streits, aber keine Garantie, dass auch Versöhnung gelingt. Dafür ist nämlich der gute Wille aller am Konflikt Beteiligten erforderlich. Darum ist es so wichtig, um den Heiligen Geist – und auch für un-sere Widersacher – zu beten.

 

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Text: Stefan Anzinger