„Weihnachten ist das Ende von Abstand und Masken“

26.12.2020

„Social Distancing – bitte Abstand halten!“ und Gott, der als hilfloses Kind auf die Welt kommt und damit jeglichen Abstand zu den Menschen überwindet – darum ging es in den Weihnachtspredigten, die Dekan Stefan Anzinger bei den Gottesdiensten in der Pfarrkirche St. Peter und Paul Ergoldsbach hielt.

Bei den Christmetten am Heiligen Abend (24.12.) betrachtete er mit den maskierten und mit Abstand platzierten Gottesdienstbesuchern ein weihnachtliches Gemälde, bei dem Maria und Josef, die Hirten und Engel nicht nur Abstand zueinander, sondern ehrfürchtig auch zum neugeborenen Jesuskind, zum Wunder der Weihnacht halten. „Wäre nicht dieses Kind in der Mitte des Bildes, wäre nicht Christus in unserer Mitte, es gäbe keinen Grund hier beieinander zu sein und gemeinsam Weihnachten zu feiern“, erklärte er und ergänzte: „Uns alle verbindet die himmlische Botschaft: Euch ist heute der Heiland geboren, Christus, der Herr!“.

Der Verzicht auf Nähe, Berührungen und Umarmungen zog sich durch Dekan Anzingers Predigt am Weihnachtstag (25.12.). „Im Menschen Jesus von Nazareth ist Gott für die Menschen sichtbar, berührbar und angreifbar geworden. Er hat sich berühren und umarmen lassen“, meinte er und sagte, dass dieses von Gott Berührtwerden die Menschen geheilt und versöhnt und ihnen ihre verlorene Menschenwürde zurückgegeben habe. Er forderte alle auf, die Liebe und das Wohlwollen Gottes vielleicht anders als gewohnt wieder sichtbar und spürbar zu machen und so Weihnachtsfreude zu schenken.

Die Gedanken vom Heiligen Abend, dass die „Heilige Familie in der stillen Nacht“ ein Idyll, ein Ideal ist, das nicht der Welt entspricht, griff der Geistliche am Fest der Heiligen Familie (27.12.) erneut auf. „Was wir uns unter Familie vorstellen resultiert aus der Sehnsucht nach Heimat, Geborgenheit und Frieden“, definier Dekan Anzinger das Ideal perfekter Harmonie, um gleich anzufügen: „Familienleben ist kein Idyll, im ganz normalen Leben gehören auch Streit, Enttäuschung und Entfremdung dazu.“ Er ermutigte alle: „Nehmen wir Christus in unser Leben auf! Er ist Mensch geworden und hat sich in unseren süß-sauren, oft zwiespältigen Alltag hineinbegeben. Die Familie ist auch der erste Ort, wo sich unser Glaube an Christus durch respektvollen, geduldigen und wohlwollenden Umgang miteinander auswirken soll.“

Mit respektvollem Abstand musizierten und sangen von der Empore Organisten, Solisten und Musikgruppen, überwanden mit ihren Liedern die räumliche Distanz und trugen ganz corona-konform wesentlich dazu bei, dass die Weihnachtsgottesdienste wahre Festgottesdienste wurden. Und auch Dekan Anzinger hielt sich bei seiner Zusammenfassung von Weihnachten an das Corona-Vokabular: „Weihnachten ist das Ende vom Abstand halten: Gott kommt zur Welt und überwindet den größten Abstand, den wir denken können. Weihnachten ist das Ende vom Masken tragen: Gott zeigt sich völlig entblößt und schutzlos in einem Menschenkind.“

Text: Gerlinde Gahr, Fotos: Barbara Deifel / Elisabeth Kindsmüller