Liebe Kinder, liebe Jugendliche und erwachsene Schwestern und Brüder im Herrn!
1. Mit dem heutigen 1. Adventssonntag beginnt das neue Kirchenjahr. In den kommenden vier Wochen des Advents üben wir uns neu ein in die Begegnung mit dem menschgewordenen Gottessohn in unserem Leben.
Das Evangelium (Mt 24,42) ruft uns zu Wachsamkeit und Geistesgegenwart auf, aber auch zur Freude über die Ankunft des Herrn. Das kirchliche Brauchtum hilft uns, auch unseren Alltag von dieser geistlichen Wirklichkeit prägen zu lassen: Der Hausgottesdienst am Montagabend will uns einstimmen auf die Adventszeit und Hauskirche erleben lassen; die heilige Barbara mit den Barbarazweigen wird uns das Warten und Er-Warten-Können lehren; der heilige Nikolaus als Vorläufer die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes erfahren lassen; das Frauentragen, die Roratemessen uns daran erinnern, dass Maria Urbild und Vorbild der Kirche ist, und dass wir alle wie Maria – berufen sind, Christus im Herzen zu empfangen und ihn zu den Menschen zu tragen. Die Nähe des Herrn öffnet unsere Sinne und unsere Herzen für die Nöte unserer Mitmenschen. Sie macht uns bereit für persönliche und auch materielle Zuwendung in Gestalt von Spenden und Beteiligung an Hilfsaktionen.
Darüber hinaus wende ich mich heute an Sie mit zwei Anliegen: Das erste ist ein aufrichtiger Dank; das zweite eine Information, verbunden mit einer Ermutigung und Einladung.
2. Zum ersten: Uns allen macht die Energieknappheit und die damit einhergehende Verteuerung zu schaffen. Ich vertraue darauf, dass Sie in den Pfarreien besonnene Lösungen finden, so dass in den Pfarrkirchen auch im bevorstehenden Winter Temperaturen herrschen, die Andacht und Aufmerksamkeit ermöglichen. Angepasste Kleidung auf der einen und eine moderate Temperatursenkung auf der anderen Seite werden uns den Winter auch in den Kirchen gut überstehen lassen.
Nun hat der deutsche Staat die erhöhten Energiekosten für die privaten Haushalte durch die Auszahlung einer Energiekostenpauschale aufzufangen versucht. Diese Auszahlung hat den Kirchen unverhofft und ungeplant eine erhebliche Geldsumme an zusätzlichen Kirchensteuereinnahmen beschert, weil die Energiekostenpauschale einkommensteuerpflichtig und die Kirchensteuer daran gekoppelt ist. Im Bistum Regensburg haben wir uns umgehend darauf verständigt, dass wir diese Mehreinnahmen denen zukommen lassen wollen, die insbesondere durch die gewaltig erhöhten Energiekosten in wirtschaftliche Nöte geraten.
Daher hat der Diözesan-Caritas-Verband in meinem Auftrag ein Konzept erarbeitet, das die Möglichkeit zu finanzieller Soforthilfe und den Ausbau des Beratungsangebots vorsieht. So sollen die rund 3,3 Millionen Euro bei möglichst geringem Verwaltungsaufwand gezielt den Menschen zugutekommen, die durch das Netz staatlicher und anderer Hilfe zu fallen drohen. Auf den Internetseiten des Bistums [Millionen aus Energiepreispauschale für Menschen in Not] und des Diözesan-Caritas-Verbandes [Über 3 Millionen Euro direkt an Bedürftige] finden Sie detaillierte Informationen.
Ich danke an dieser Stelle von Herzen allen, die uns durch ihre Kirchensteuer in die Lage versetzen, jetzt auch auf diese Weise der sozialen Not begegnen zu können. Vergelt’s Gott! Und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas danke ich von Herzen für ihr Engagement im Dienst derer, die unsere Solidarität gerade jetzt in besonderer Weise brauchen.
3. Mein zweites Anliegen bezieht sich auf die Einführung und Stärkung eines alten Amtes in der Kirche: die Katechistin / den Katechisten als ein Ehrenamt im Dienst der Evangelisierung.
Die Anregung geht von Papst Franziskus aus, der im Mai vorigen Jahres in seinem Schreiben Antiquum ministerium das Amt des Katechisten / der Katechistin eingeführt und Ende des Jahres auch einen Ritus für eine bischöfliche Beauftragung hat veröffentlichen lassen.
Dieses alte und zugleich neue Amt ist, ich betone es noch einmal, ein Ehrenamt. Es will nicht die vorhandenen hauptamtlich ausgeübten Laienämter der Pastoralreferentinnen und Gemeindereferenten sowie der Religionslehrerinnen und Religionslehrer ersetzen, es will ihnen sowie den Pfarrern, Kaplänen und Diakonen in den Pfarreien zuarbeiten, sie unterstützen und gegebenenfalls neue Aufgabenfelder erschließen.
Infrage kommen getaufte und gefirmte Frauen und Männer, die das 23. Lebensjahr vollendet haben, eine Berufung zu diesem Dienst bei sich erkennen, von ihren Pfarrseelsorgern für geeignet gehalten und vorgeschlagen werden; Frauen und Männer, die ihre Charismen, das heißt ihre ihnen von Gott gegebenen Begabungen und Fähigkeiten ehrenamtlich in einem für sie bewältigbaren Umfang in die Bezeugung und Weitergabe des Glaubens einbringen möchten.
Sie sollen dazu eine zweijährige Ausbildung erhalten, die von der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Regensburg organisiert wird. Einem einjährigen Grundkurs, der allgemeinverständlich das Glaubenswissen vertiefen will, wird ein weiteres Jahr der schwerpunktmäßig praktischen Ausbildung in Einzelbereichen folgen. Der erste Ausbildungskurs soll im September 2023 beginnen.
Bislang zeichnen sich folgende Bereiche für eine Spezialisierung ab: Sakramentenvorbereitung (Erstkommunion, Firmung, Ehevorbereitung und Ehebegleitung), Ministrantenarbeit, Wallfahrtsbegleitung, Förderung der Hauskirche, Aufbau und Begleitung von Bibel-, Gebets- oder Glaubensgesprächskreisen, Kirchenführung und Erschließung von Volkskunst und Brauchtum, aber auch im sozial-caritativen Bereich wie Krankenbesuchsdienst und Sterbebegleitung, wobei diese Aufzählung keineswegs vollständig ist.
Die zweijährige Ausbildungszeit wird mit der bischöflichen Beauftragung abgeschlossen. Weitere Informationen sind auf der Homepage des Bistums [Mitmachen / Katechisten] und der Katholischen Erwachsenenbildung [KEB - Katechisten] zu finden.
Auch im Hinblick auf dieses neue und zugleich alte Amt haben die deutschen Bischöfe in ihrem Schreiben „In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“ vom März dieses Jahres betont:
Die Seelsorge wird „viel mehr als es heute der Fall ist, durch die Vielzahl von Charismen Ehrenamtlicher geprägt und verantwortet werden. Es wird mehr und differenziertere kirchliche Beauftragungen für unterschiedliche seelsorgliche Dienste geben, die mit den Priestern und hauptberuflichen Laien gut zusammenwirken müssen. Hier wird einiges an Verständigung auf der Basis des nun vorgelegten Textes nötig sein.“
Ich bitte Sie alle, entweder sich selbst zu fragen, ob Sie in sich die Berufung spüren, für diesen Dienst geeignet zu sein, oder andere Frauen und Männer anzusprechen und gegebenenfalls zu ermutigen, und dann in Absprache mit den zuständigen Seelsorgern die Initiative zu ergreifen. Alle notwendigen Informationen erhalten Sie ab sofort auch schriftlich auf der Homepage unseres Bistums.
Mich ermutigt das Wort von Papst Franziskus, der in Antiquum ministerium Nr. 6 schreibt:
„Die persönliche Begeisterung jedes Getauften neu zu wecken und das Bewusstsein zu verlebendigen, zur Erfüllung der eigenen Sendung in der Gemeinde berufen zu sein, erfordert, auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören, der es nie an seiner fruchtbaren Gegenwart fehlen lässt […]. Der Geist beruft auch heute Männer und Frauen, damit sie sich auf den Weg machen, um den vielen entgegenzukommen, die darauf warten, das Schöne, Gute und Wahre des christlichen Glaubens kennenzulernen. Es ist Aufgabe der Hirten, diesen Weg zu unterstützen und das Leben der christlichen Gemeinschaft durch die Anerkennung der Dienste von Laien zu bereichern, die in der Lage sind, durch das »Eindringen christlicher Werte in die soziale, politische und wirtschaftliche Welt« (Evangelii gaudium, 102) zur Verwandlung der Gesellschaft beizutragen.“
Dazu segne Euch und Sie alle der allmächtige und barmherzige Gott
der + Vater und der + Sohn und
der Heilige + Geist!
Regensburg am Christkönigssonntag, 20. November 2022
+ Rudolf
Bischof von Regensburg