Wenn wir das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus feiern, dann handelt es sich um weit mehr, als um die Rückschau auf ein vergangenes Ereignis. Das Kreuz ist nicht bloß fest eingerammt in die Erde, es hat auch eine tiefe Wunde in den Himmel gestoßen.
Und diese Wunde ist bis heute offen. Das Kreuz zeigt uns, wie wir Menschen sind:
Wir scheuen vor Verwundung nicht zurück.
Und es zeigt uns, wieGott ist:
Er ist verwundbar in der Liebe und aus der Liebe zu uns.
Heute, am Karfreitag, wollen wir bewusst die Nähe dieser göttlichen Wunde suchen, sie anschauen und in ihr die Hingabe Gottes zu erfahren.
Heute wollen wir aber auch in das barmherzige Antlitz des Gekreuzigten blicken und seiner hingebungsvollen Liebe nachspüren.
Jesus Christus ist kein leidensunfähiger Gottmensch, wie in der Götterwelt der Antike. Sein ganzer Leib ist Wunde: sein blutverschmiertes Antlitz, sein fahles Augenlicht, sein in Ohnmacht geneigtes Haupt, sein gegeißelter Körper, seine angenagelten Hände und Füße, sein durchbohrtes Herz. Er hat sich dieser Welt und uns Menschen ausgesetzt bis zur letzten Konsequenz.
Setzen wir uns heute ihm aus.
Setzen wir uns seiner Verwundbarkeit aus.
Setzen wir uns seinem Leiden und Sterben aus.
Und lassen wir uns heimholen in die göttliche Barmherzigkeit.
Lassen wir zu, dass wir aus der Mitte des göttlichen Lebens heraus erlöst sind.